DER MARKTGERECHTE MENSCH

DER MARKTGERECHTE MENSCH
Ein Film von Leslie Franke & Herdolor Lorenz
EINFÜHRUNG: Edith Arndt-Adam (ver.di)

Europa ist im Umbruch. Seit Beginn des neuen Jahrtausends, vor allem seit der Finanzkrise, wurden neue Weichen gestellt. Die soziale Marktwirtschaft, gesellschaftliche Solidarsysteme, über Jahrzehnte erstritten, stehen zur Disposition. Der Arbeitsmarkt verändert sich rasant – und mit ihm die Menschen. Hier setzt Der marktgerechte Mensch an.

Noch vor 20 Jahren waren in Deutschland knapp zwei Drittel der Beschäftigten in einem Vollzeitjob mit Sozialversicherungspflicht. Heute sind es nur noch 38%. Aktuell befindet sich bereits die Hälfte der Arbeitnehmer in unsicheren Beschäftigungsverhältnissen. Der marktgerechte Mensch zeigt Fahrer für Essenslieferanten, die von einem Algorithmus gesteuert werden, Beschäftigte des Einzelhandels, die auf Abruf arbeiten, Crowdworker, die auf Internet-Plattformen mit der ganzen Welt konkurrieren. Auch Menschen in bisher sicher geglaubten Arbeitsstrukturen wie Universitäten finden sich heute in befristeten Anstellungen wieder.

Die Planungshorizonte liegen meist nur bei wenigen Monaten oder einem Jahr. All diesen modernen Arbeitsverhältnissen ist gemein, dass sich der Arbeitgeber aus sozialen Verpflichtungen zurückzieht und das wirtschaftliche und soziale Risiko auf den Rücken der Beschäftigten ablädt. Bei unbefristeten Leitungspositionen in mittleren und oberen Bereichen stellt sich das zwar etwas anders dar, aber auch hier wird die Verantwortung für das Schicksal des Unternehmens gerne auf die Mitarbeiter abgeschoben.

Beliebt ist das „Management by crisis“: Die Beschäftigten sollen das Unternehmen retten. Sie opfern sich dann auf, widmen ihr ganzes Leben der Firma. Was sie aber nicht davor rettet, am Telefon gekündigt oder bei Bedarf wie Schwerverbrecher von der Security vor die Tür begleitet zu werden. Wissenschaftler erklären, wie derartiger Stress und das Gefühl, ausgeschlossen zu sein, systematisch körperliche Krankheiten auslösen. DER MARKTGERECHTE MENSCH zeigt anhand einer Reihe von Fallbeispielen, wie Menschen an dieser Last und Unsicherheit zerbrechen, wie ihnen Depressionen und Burnouts das Leben zur Hölle machen. Besonders fatal dabei ist, dass all diese gezeigten Arbeits- und Lebensformen sehr oft mit sozialer Isolierung und Einsamkeit verbunden sind – Symptome eines zerbrechenden Bindegewebes unserer Gesellschaft. Und selbst in dieser alarmierenden Situation glauben noch viele, an ihrem Schicksal selbst schuld und ein Einzelfall zu sein. In einer Welt, die von Konkurrenz, Ausbeutung und uneingeschränkter Freiheit der Investoren getrieben ist, gibt es ein wesentliches Prinzip: „Race to the bottom“, der Wettbewerb um immer schlechtere Arbeitsbedingungen und niedrigere Löhne bei Missachtung der Menschenwürde.

DIENSTAG, 13. SEPTEMBER 2022 um 19:00 UHR

KATHOLISCHES FORUM FÜR ERWACHSENENBILDUNG
BETTRATHER STRASSE 22
41061 MÖNCHENGLADBACH

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